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Wer bauen will, muss meist strenge Vorgaben beachten und hohe Kosten stemmen. Eine neu geplante Initiative soll das ändern: Der Gebäudetyp E verspricht weniger Vorschriften und deutlich geringere finanzielle Belastungen. Was genau hinter dem neuen Baustandard steckt und was er für Ihre Baufinanzierung bedeuten kann, erfahren Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze:
  • Mit dem Gebäudetyp-E-Gesetz soll es einfacher werden, von gesetzlich nicht zwingenden Standards zum Beispiel bei Trittschallschutz oder Elektroinstallation abzuweichen.

  • Weniger Vorgaben bedeuten oft weniger Baukosten, besonders bei Einfamilienhäusern und Wohnprojekten.

  • Sicherheitsrelevante Anforderungen an Statik oder Brandschutz bleiben unberührt.

Abweichungen ermöglichen: Was hinter dem Gebäudetyp E steckt

Ein Haus zu bauen, erfordert viel Planung, Geld und Geduld. Denn Bauvorhaben werden heute meist so ausgeführt, dass sie allen allgemein anerkannten bautechnischen Normen entsprechen, auch solchen, die allein dem Komfort dienen. Der neue Gebäudetyp E – das „E“ steht für „einfach und experimentell“ – soll das ändern. Damit meint der Gesetzgeber nicht, dass Gebäude künftig minderwertig sind oder unsicher entstehen. Sie sollen vielmehr einfacher geplant und genehmigt werden können, mit weniger Vorschriften, dafür mit mehr Eigenverantwortung.

Ziel ist es, den Hausbau wieder attraktiver und finanzierbarer zu machen. Denn wenn Bauende auf bestimmte (nicht sicherheitsrelevante) Anforderungen bewusst verzichten, wird vieles günstiger. Laut dem Bundesministerium der Justiz (BMJ) sollen sich durch weniger Komfortstandards bis zu 25 Prozent der Herstellungskosten beim Bau einsparen lassen. Bauherren und Bauherrinnen entscheiden bei Gebäudetyp E, welche Anforderungen sie in Abstimmung mit Fachleuten reduzieren möchten. Ein Rechtsanspruch auf vereinfachte Standards besteht aber derzeit nicht, da das Bundesgesetz noch fehlt. Wer möchte, kann weiterhin nach der klassischen Bauordnung planen. Wer mehr Spielraum braucht, bekommt ihn – das ist die Grundidee.

Wichtig: Die sicherheitsrelevanten Vorgaben, etwa Brandschutz, Standsicherheit und barrierebezogene Mindestanforderungen im Sinne der Bauordnung, bleiben unantastbar.

Typische Zielgruppen des neuen Gebäudestandards:

  • Familien, die sich ein eigenes Haus wünschen und offen für einfachere Lösungen sind

  • Bauherrengemeinschaften, die gemeinsam Wohnraum schaffen möchten

  • Kommunen, die günstigen Wohnraum ermöglichen wollen

  • Projektentwickler mit Fokus auf kosteneffizienten Neubau

  • Genossenschaften und kommunale Träger

Wo Sie durch Gebäudetyp E konkret sparen können

Beim Gebäudetyp E geht es nicht um Minimalismus oder Verzicht um jeden Preis, sondern um bewusste Entscheidungen. Sie dürfen auf bestimmte Komfortausstattungen verzichten, wenn Ihnen andere Dinge wichtiger sind – etwa ein bezahlbares Eigenheim. Weniger Regeln bedeuten nicht weniger Qualität, sondern mehr Gestaltungsspielraum und vielleicht auch einen schnelleren Weg in die eigenen vier Wände.

Häufige Einsparfelder im Überblick:

  • Anzahl der Steckdosen oder Lichtschalter
  • vereinfachte Haustechnik ohne Komfortfunktionen
  • reduzierte Betondeckenstärke oder alternative Deckenkonstruktionen (wie Holzbalken ohne Estrich)
  • Trittschallschutz unterhalb des normativen Werts, wenn der sichere Schallschutz weiterhin gewährleistet ist
  • weniger Sonderausstattung

Wenn Sie Wert auf bestimmte Ausstattungen legen, können Sie diese natürlich trotzdem umsetzen. Aber Sie müssen es nicht.

Was das für Ihre Baufinanzierung bedeutet

Vorausgesetzt ihr Projekt wird genehmigt, bringt der Baustandard nicht nur mehr Freiheit beim Planen, sondern wirkt sich auch vorteilhaft auf Ihre Finanzierung aus. Denn die Folge des Gebäude-Abspeckens ist: Ihre Bausumme sinkt und damit auch Ihr Kreditbedarf.

  • Sie brauchen weniger Eigenkapital oder können mit dem vorhandenen Kapital mehr erreichen.

  • Ihre monatliche Rate fällt geringer aus.

  • Sie gewinnen schneller Finanzierungssicherheit, weil die Gesamtkosten planbarer sind.

Bauhürden senken

Warum der neue Standard sinnvoll wurde

In vielen Regionen fehlen Wohnungen. Gleichzeitig steigen die Baukosten, und viele Bauprojekte scheitern an aufwendigen Vorschriften. Der Gebäudetyp-E ist Teil mehrerer Pilotprojekte, mit dem die Politik das Bauen einfacher, schneller und günstiger machen will.

Das Bundesbauministerium hat den Gebäudetyp E bewusst nicht als Pflichtmodell eingeführt, sondern als Option für alle, die sich für einfachere Lösungen entscheiden. So soll getestet werden, wie stark sich Baukosten, Planungszeit und Genehmigungsdauer tatsächlich senken lassen, wenn man auf bestimmte Standards verzichtet.

Dahinter steht die klare Zielsetzung:


  • Wohnen wieder bezahlbar zu machen, besonders für junge Familien und Menschen mit mittlerem Einkommen;
  • Bauvorhaben zu entbürokratisieren, damit Genehmigungen nicht mehr Monate dauern;
  • Baukultur pragmatischer zu gestalten, ohne auf Qualität und Sicherheit zu verzichten. 

Politisch ist die Initiative ein wichtiger Schritt. Denn die Vorschriften der bisherigen Bauordnung sind über Jahrzehnte gewachsen – oft gut gemeint, aber in der Summe schwer umsetzbar. Mit dem Gebäudetyp E soll sich herausstellen, wo guten Gewissens vereinfacht werden kann, ohne an Wohnqualität zu verlieren.

Bereits Ende 2024 hat die Bundesregierung das Gebäudetyp-E-Gesetz beschlossen. Wegen der vorgezogenen Wahl im Februar 2025 wurde es vom Bundestag nicht mehr verabschiedet. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) hat aber eine Leitlinie herausgegeben, die Bauherren und Architektinnen bei Abweichungen von den anerkannten Regeln der Technik unterstützt. Im Koalitionsvertrag von April 2025 ist die gesetzliche Absicherung ausdrücklich angekündigt. Einige Bundesländer haben schon früh Pilotprojekte gestartet, zum Beispiel Bayern, Hamburg und Sachsen.

Was bedeutet der Gebäudetyp E für Bauinteressierte?

3 Fragen an Martin Englert

Die Theorie des neuen Baustandards klingt vielversprechend, aber wie wirkt sich das neue Modell auf die Realität aus? Wir haben bei einem Experten nachgefragt. Im Gespräch gibt er eine Einschätzung von Potenzial und Risiken rund um den Gebäudetyp E.

Im Gespräch mit

Martin Englert

Als Geschäftsführer der LBS Immobilien GmbH Nordwest, begleitet er täglich Menschen auf dem Weg ins eigene Zuhause.

  1. Herr Englert, der Gebäudetyp E ist ein Pilotansatz mit reduzierten baurechtlichen Vorgaben. Welche Chancen und Risiken sehen Sie konkret für Bauherren und Bauherrinnen, die sich auf diesen neuen Standard einlassen?

    Grundsätzlich ist der Ansatz, das Bauen bei uns zu vereinfachen und standardisieren, natürlich zu begrüßen – und leider bereits seit Jahrzehnten Dauerthema. Das liegt einerseits an den unverändert hohen Ansprüchen der Deutschen, Stichwort „Einmal im Leben“, andererseits am Föderalismus und unserer Vorschriftenwut. Beim jetzigen Pilotansatz darf das Risiko keinesfalls auf den einzelnen Bauherren verlagert werden nach dem Motto „Produkt reift beim Kunden“. Ideal zur Erprobung sind deshalb beispielsweise öffentliche Genossenschaften. Erste Pilotprojekte vor allem in Bayern gehen in diese Richtung. Hamburg wiederum hat Mustervertragsklauseln entwickelt, die die Umsetzung reduzierter Standards für die Bauherren rechtlich absichern.

  2. Die gestiegenen Baukosten belasten viele Menschen. Spüren Sie bereits konkrete Auswirkungen in der Beratungspraxis oder bei Finanzierungsentscheidungen durch den Gebäudetyp E?

    In den Beratungsgesprächen ist fast immer die monatliche finanzielle Belastung entscheidend. Dabei sind die Baukosten natürlich ein wesentlicher Faktor. Im Übrigen finden 4 von 5 Immobilienkäufen im Gebrauchtmarkt statt. Es ist ökologisch ja auch sinnvoll, zunächst den Bestand zu nutzen – aber letztlich leidet unter fehlendem Neubau vor allem der ohnehin angespannte Mietmarkt. Um die Bekanntheit und Akzeptanz von vereinfachtem Bauen zu erhöhen, gehört zur Rechtssicherheit auch eine gute Kommunikation, um den Eindruck von „billig und minderwertig“ zu vermeiden.

  3. Welche Rolle spielt die Vereinfachung des Bauens aus Ihrer Sicht bei der Lösung des Wohnraummangels, vor allem in Regionen mit hohem Bedarf und geringen Baukapazitäten?

    Gerade in Ballungsräumen mit raren und teuren Grundstücken kann der standardisierte, vereinfachte Neubau seine Vorteile besonders ausspielen. Der private Bauherr hat darüber hinaus ein Bündel an Möglichkeiten, die Kosten zu senken, wie das Forschungs- und Beratungsinstitut Empirica in der Studie „Ausweichstrategien beim Erwerb von Wohneigentum“ im Auftrag der Landesbausparkassen dargestellt hat. Die reichen von der Wahl des Standortes im Umland über kleinere Grundstücke bis hin zu kleineren Wohneinheiten, beispielsweise Reihenhäusern statt freistehender Eigenheime.


Tipp: Sie möchten wissen, welche Möglichkeiten Sie selbst haben, um Baukosten zu senken? Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrer Beraterin oder Ihrem Berater bei der Sparkasse. Dort erhalten Sie eine fundierte Einschätzung und passende Finanzierungsvorschläge

Mehr Spielraum für alle, die flexibel planen wollen

Der Gebäudetyp E richtet sich an alle, die bauen möchten, aber unter heutigen Bedingungen kaum eine Chance sehen. Besonders profitieren Menschen, die sich mit einem klassischen Einfamilienhaus schwertun, weil Kosten und Auflagen bisher zu hoch waren. Hier schafft der neue Standard echten Handlungsspielraum. Auch kleinere Baugruppen, Genossenschaften oder kommunale Träger können vom Gebäudetyp E profitieren.

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Die wichtigsten Fragen zum Gebäudetyp E

  1. Es handelst sich dabei um einen neuen Baustandard, der das Bauen einfacher und günstiger machen soll. Das „E“ steht für „einfach und experimentell“. Der Gebäudetyp E erlaubt es, auf bestimmte baurechtliche Komfortstandards zu verzichten, etwa bei der Ausstattung, dem Schallschutz oder der Barrierefreiheit. Die grundlegenden Anforderungen an Sicherheit, Statik und Brandschutz bleiben aber bestehen. Aktuell ist alles jedoch nur über Pilotprojekte und Leitlinien geregelt, nicht im Baugesetzbuch.

  2. Mit dem Gebäudetyp E möchte die Politik den Wohnungsbau in Deutschland wieder voranbringen. Hintergrund sind steigende Baukosten, ein angespannter Mietmarkt und eine Vielzahl an Vorschriften, die Bauprojekte oft verzögern oder verteuern. Der Gebäudetyp E soll hier mehr Flexibilität ermöglichen, ohne auf Qualität oder Sicherheit zu verzichten. Das Konzept wird derzeit bundesweit erprobt, bevor eine gesetzliche Einführung folgt.

  3. Ja, in Pilotprojekten berichten Bauende von vereinfachten Verfahren. Denn viele bisher verbindliche Vorgaben entfallen, wenn sich Bauherrinnen und Bauherren bewusst für den Gebäudetyp E entscheiden. Das betrifft vor allem technische Details und Komfortansprüche, die gesetzlich nicht zwingend nötig sind, aber in der Vergangenheit oft standardmäßig eingeplant wurden.

  4. Der wichtigste Unterschied liegt in der Planungsfreiheit. Wer nach Gebäudetyp E baut, darf Standards eigenverantwortlich anpassen oder reduzieren: zum Beispiel bei der Haustechnik, der Fenstergröße oder der Elektroinstallation. Dadurch verkürzt sich in vielen Fällen die Planungsphase, und auch die Genehmigung kann schneller erfolgen. Die Verantwortung für die gewählten Standards liegt dabei stärker bei den Planenden sowie Bauenden selbst und ist rechtlich noch nicht umfassend abgesichert.

  5. Ja, das ist wahrscheinlich. Je nach Umfang der vereinfachten Ausführung lassen sich laut dem Bundesministerium der Justiz (BMJ) bis zu 25 Prozent der Baukosten einsparen. Die genaue Ersparnis hängt jedoch stark vom Einzelfall ab.

  6. Besonders profitieren private Bauherrinnen und Bauherren mit begrenztem Budget, die bewusst und pragmatisch planen. Auch Genossenschaften, Baugruppen und Kommunen können den neuen Gebäudetyp nutzen, um Projekte wirtschaftlich umzusetzen. In Ballungsräumen mit knappen Flächen und hohen Preisen bietet der Gebäudetyp E eine echte Chance, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Redakteur

Tim Seibold

Experte für die Themen Innovation & Digitalisierung und Immobilien

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Hinweis: Das auf dieser Seite gezeigte Titelbild wurde mithilfe künstlicher Intelligenz bearbeitet.